Social Media hat unsere Kommunikation revolutioniert – und die Art, wie Unternehmen neue Mitarbeiter gewinnen, gleich mit. Klassische Methoden des Recruitings haben längst Gesellschaft von Social Recruiting bekommen, einer Strategie, die Talente gezielt über Plattformen wie LinkedIn, Facebook und Instagram ansprechen soll. Social Recruiting gilt als dynamisches Werkzeug, das frischen Wind in die Personalgewinnung bringt und die Arbeitgebermarke stärkt. Doch funktioniert diese Methode in der Praxis wirklich so gut, wie es in der Theorie klingt? Ein genauer Blick auf die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von Social Recruiting im österreichischen Markt zeigt, worauf es wirklich ankommt.
Veröffentlicht am: 01.11.24
Social Recruiting umfasst die strategische Nutzung von sozialen Netzwerken, um potenzielle Talente anzusprechen und die eigene Arbeitgebermarke zu präsentieren. Dabei geht es nicht nur um das einfache Schalten von Jobanzeigen; vielmehr sollen durch zielgerichteten Content und Interaktion sowohl aktiv suchende als auch passive Kandidat angesprochen werden. Besonders für Unternehmen, die eine breite oder spezifische Zielgruppe erreichen möchten, bietet Social Recruiting spannende Möglichkeiten.
Laut der BEST-RECRUITERS-Studie setzen immer mehr österreichische Unternehmen auf Social Media, um neue Talente zu gewinnen. LinkedIn wird dabei von 76 % der Arbeitgeber genutzt, wobei knapp die Hälfte dieser Unternehmen regelmäßig Inhalte postet – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren. Auch eine Studie des iab Austria aus dem Jahr 2023 zeigt diesen Trend: 70 % der Unternehmen setzen soziale Medien für Stellenausschreibungen ein, 62 % zur Kommunikation ihrer Unternehmenswerte und 57 % zur Stärkung ihrer Arbeitgebermarke. Social Recruiting ist auf dem Vormarsch – und Unternehmen erkennen das Potenzial, das digitale Plattformen bieten.
Social Recruiting erfordert jedoch eine kluge Strategie. Unternehmen, die lediglich Stellenanzeigen posten, riskieren, in der Masse unterzugehen und potenzielle Kandidat nicht zu erreichen. Warum? Erfolgreiches Social Recruiting ist weitaus mehr als das Verteilen von Jobangeboten. Die Erwartungen der Nutzer an Inhalte und Authentizität sind hoch, und ein rein formales Auftreten führt oft dazu, dass Beiträge einfach übersehen werden.
Kandidaten möchten echte Einblicke in das Unternehmen und dessen Kultur gewinnen. Authentische Inhalte schaffen Vertrauen und wecken Interesse. Wenn Unternehmen ehrlich zeigen, wie der Arbeitsalltag aussieht und was sie als Arbeitgeber einzigartig macht, steigt die Attraktivität und das Engagement potenzieller Bewerber. Hingegen spüren viele User schnell, wenn Inhalte bloß „inszeniert“ sind und wirken dann oft misstrauisch, da das Image oft nicht zur Realität passt.
Der direkte Dialog auf sozialen Plattformen ist ein wesentlicher Bestandteil des Social Recruitings. Wer auf Kommentare und Fragen aktiv eingeht und transparent kommuniziert, zeigt potenziellen Bewerber, dass sie als Menschen und nicht nur als mögliche Arbeitskräfte wahrgenommen werden. Interaktion fördert nicht nur das Engagement, sondern erhöht auch die Sichtbarkeit in sozialen Netzwerken. Besonders LinkedIn und Facebook bevorzugen Beiträge mit viel Interaktion, wodurch sie einer größeren Zielgruppe angezeigt werden.
LinkedIn ist in Österreich mit seinen rund 960.000 Nutzer die erste Wahl für Social Recruiting. Das Netzwerk ist besonders effektiv für die Ansprache von Fach- und Führungskräften, da die Plattform primär für berufliche Themen genutzt wird. LinkedIn bietet zudem viele Funktionen, um die Ansprache gezielt auszurichten und über hochwertige Inhalte die eigene Arbeitgebermarke zu stärken.
Obwohl Facebook in den letzten Jahren etwas an Popularität verloren hat, bleibt es in Österreich mit 3,7 Millionen Nutzer ein starkes Recruiting-Tool. Vor allem Unternehmen, die eine breite Zielgruppe erreichen möchten, nutzen Facebook, da sie hier mit relativ geringem Aufwand eine Vielzahl von Menschen erreichen. Es eignet sich besonders für visuelle Inhalte, die die Unternehmenskultur und Benefits der Arbeitsstelle unterhaltsam und direkt vermitteln.
Mit einer Million aktiven Nutzer in Österreich ist Instagram eine Plattform, die Unternehmen einen eher kreativen Zugang zur Ansprache der Zielgruppe bietet. Durch Bilder, Stories und kurze Videos lassen sich authentische Einblicke in das Unternehmen geben – und gerade jüngere Zielgruppen, die auf der Suche nach kreativen Arbeitgebern sind, erreichen Unternehmen hier besonders gut. Instagram eignet sich deshalb perfekt für Employer Branding.
Als führendes Business-Netzwerk im deutschsprachigen Raum bietet Xing Zugang zu Fach- und Führungskräften in Österreich. Unternehmen können hier Stellenanzeigen schalten und Active Sourcing betreiben, um gezielt potenzielle Kandidaten anzusprechen. Laut einer Studie von BEST RECRUITERS nutzen jedoch nur die Hälfte der Unternehmen ihren Facebook-Account für karriererelevante Postings, während Xing oft vernachlässigt wird. Dabei bietet Xing durch seine Fokussierung auf den DACH-Raum und die hohe Nutzerzahl in Österreich ein großes Potenzial für das Recruiting.
Mit einer wachsenden Nutzerbasis, insbesondere unter jüngeren Zielgruppen, gewinnt TikTok auch in Österreich an Bedeutung. Unternehmen können durch kreative und authentische Videos ihre Arbeitgebermarke stärken und junge Talente ansprechen. Beispielsweise hat die österreichische Polizei durch den Einsatz von Social Media die Zahl der Bewerbungen in drei Jahren um 40 % gesteigert.
Als relativ neue Plattform von Meta, die textbasierte Inhalte fördert, könnte Threads in Zukunft eine Rolle im Social Recruiting spielen. Da die Plattform noch in den Anfängen steht, sind konkrete Einsatzmöglichkeiten im Recruiting-Bereich derzeit begrenzt.
Die Einbindung dieser Plattformen in die Social-Recruiting-Strategie kann die Reichweite erhöhen und unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Allerdings ist es wichtig, die spezifischen Eigenschaften und Nutzergruppen jeder Plattform zu berücksichtigen und die Inhalte entsprechend anzupassen.
Für umfassende Einblicke und visuelles Storytelling über das Unternehmen kann YouTube verwendet werden. In Österreich ist YouTube populär, und Videos, die die Unternehmenskultur zeigen, können hier die Arbeitgebermarke authentisch präsentieren und Interesse bei potenziellen Bewerbern wecken.
Für den österreichischen Markt bietet WhatsApp eine direkte und persönliche Möglichkeit zur Ansprache von Kandidaten. Unternehmen können einen WhatsApp-Newsletter erstellen, um Stellenausschreibungen zu teilen, oder WhatsApp-Business nutzen, um in Echtzeit Fragen von Bewerbern zu beantworten. Besonders effektiv ist WhatsApp in Kombination mit anderen Kanälen, um den Bewerbungsprozess zu verkürzen und unkomplizierte Erstkontakte herzustellen. In Österreich wird WhatsApp stark genutzt, weshalb es sich für Employer Branding und die direkte Kommunikation gut eignet.
Social Recruiting bietet eine Menge Potenzial, das sich allerdings nur mit der richtigen Strategie entfaltet. Die folgenden Faktoren sind ausschlaggebend für den Erfolg:
Authentizität: Echte Einblicke und authentische Kommunikation schaffen Vertrauen und Interesse. Wer offen zeigt, was das Unternehmen ausmacht, bleibt in Erinnerung.
Interaktion: Aktive Interaktion, also Antworten auf Fragen und Anmerkungen der Community, fördert nicht nur das Engagement, sondern steigert auch die Reichweite der Beiträge und stärkt das Employer Branding.
Zielgruppenanalyse: Jedes soziale Netzwerk hat seine eigene Zielgruppe und Anforderungen. Unternehmen sollten die Zielgruppe gut analysieren und die passenden Inhalte auf die jeweilige Plattform abstimmen.
Regelmäßige Präsenz: Social Recruiting ist kein „Einmal-und-fertig“-Prozess. Unternehmen sollten kontinuierlich posten und in regelmäßigen Abständen interessante Einblicke und Inhalte teilen, um in Erinnerung zu bleiben.
Social Recruiting bietet großartige Möglichkeiten für Unternehmen, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren und Talente zu gewinnen. Besonders in Österreich, wo digitale Medien im Alltag der Menschen fest verankert sind, kann Social Recruiting ein starkes Werkzeug sein, das die Personalgewinnung nachhaltig verbessert. Doch der Erfolg stellt sich nicht von allein ein. Nur Unternehmen, die authentisch kommunizieren, regelmäßig aktiv sind und den Dialog mit ihrer Community suchen, können von den Vorteilen des Social Recruitings langfristig profitieren.
Social Recruiting ist kein Allheilmittel, aber ein mächtiges Werkzeug im modernen Recruiting-Mix – wenn es richtig eingesetzt wird. Denn am Ende zählt nicht nur die Präsenz, sondern die Qualität und Relevanz der Inhalte.
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